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- Stammapostel Wilhelm Leber: Stellungnahme zum Kirchenverständnis
Zürich. Um unser Kirchenverständnis hat es in den letzten Tagen eine lebhafte Diskussion gegeben. Grundlage dafür ist die Veröffentlichung eines Artikels in einer Sondernummer der Leitgedanken. Ich begrüße es ausdrücklich, wenn unsere Amtsträger sich mit theologischen Themen beschäftigen. Ich habe auch Verständnis, wenn sie Bedenken zum Ausdruck bringen. Ich möchte aber verhindern, dass die aktuelle Diskussion sich verselbständigt. Daher möchte ich folgende Stellungnahme abgeben:
Unser neues Kirchenverständnis ist sehr weit angelegt. Die Kirche Christi umfasst demnach alle christlichen Kirchen. Das ist natürlich eine Abkehr von einer streng exklusiven Haltung und eine bemerkenswerte Öffnung. Selbst namhafte Theologen anderer christlicher Konfessionen haben sich dazu anerkennend geäußert. Wir sind überzeugt, dass dieses Kirchenverständnis eine gute Basis für ökumenische Kontakte darstellt.
Es sei daran erinnert, dass wir früher die Auffassung vertraten, die Kirche Christi bestehe allein aus der Neuapostolischen Kirche. Ich glaube, diese Änderung ist ein gewaltiger Schritt auf die anderen christlichen Kirchen zu. Es wird in der weiteren Diskussion noch auszuloten sein, welche theologische Tragweite damit verbunden ist.
Nun kommt aber aus konservativen neuapostolischen Kreisen die bange Frage: Ist denn das Apostelamt nichts mehr wert? Ist es gleichgültig, ob ich neuapostolisch bin oder einer anderen christlichen Kirche zugehöre? Bei allem Respekt für andere christliche Kirchen und bei allen Gemeinsamkeiten ist es doch so, dass das gegenwärtig wirksame Apostelamt für uns einen Mehrwert darstellt, den wir nicht aufgeben. Es ist unsere Überzeugung, dass der Herr Jesus durch die Erwählung von Aposteln ein besonderes Zeichen für seine Kirche setzen wollte. Wenn man diesen Grundgedanken theologisch klar ausarbeitet, dann kommt man zu speziellen Schlussfolgerungen, die sich im Amts- und Sakramentsverständnis niederschlagen. Es ist hier nicht der rechte Ort, das im Einzelnen darzulegen, dazu wird es im Laufe des Jahres weitere Erläuterungen in unseren Publikationen geben.
Ich weiss aus vielen Gesprächen mit progressiv eingestellten Amtsträgern, dass sie in der Regel durchaus die Bedeutung des Apostelamtes anerkennen und diese Grundüberzeugung auch verteidigen. Ich gehe davon aus, dass auch die Amtsträger, die gegenwärtig ihre Bedenken geäussert haben, daran nicht rütteln wollen. Alle Detailfragen werden in den geplanten Veranstaltungen für Amtsträger ausführlich behandelt werden. Ich weise noch darauf hin, dass die Ausführungen im Katechismus zum Amts- und Sakramentsverständnis viel ausführlicher sein werden; die jetzt kritisierten Formulierungen finden sich dort so nicht wieder.
Also ist festzuhalten: Die zurzeit kritisierten Aussagen in dem veröffentlichten Artikel waren dazu gedacht, deutlich zu machen, dass es innerhalb der Kirche Christi durchaus Unterschiede gibt. Keinesfalls sollten aber andere Christen diskreditiert oder ausgegrenzt werden. Die Souveränität Gottes lassen wir selbstverständlich unangetastet. Dieser Gedanke ist so grundsätzlich und wurde so oft angeführt, dass wir es im Rahmen der vorliegenden Publikation nicht für nötig erachtet haben, darauf erneut einzugehen. Um alle Zweifel auszuräumen, möchte ich hier noch einmal wiederholen, was längst bekannt ist:
- Ja, andere – nichtneuapostolische – Christen sind nicht vom Heil ausgeschlossen.
- Ja, der Geist Gottes kann auch außerhalb der Neuapostolischen Kirche wirksam sein.
- Ja, es ist denkbar, dass auch nichtneuapostolische Christen bei der Wiederkunft Christi angenommen werden.
- Ja, auch Geistliche anderer Konfessionen können Werkzeuge in der Hand Gottes sein und vielfältige segensreiche Dienste verrichten.
Das alles zu thematisieren schien uns in dem Artikel über das Kirchenverständnis nicht notwendig, zumal sich diese Schrift an die Amtsträger wendet, bei denen ich voraussetze, dass sie die Grundpositionen unserer Kirche kennen.
In diesem Sinn rufe ich zu einer sachlichen Auseinandersetzung auf und danke bei dieser Gelegenheit allen, die sich in Wort und Tat für unseren neuapostolischen Glauben einsetzen.
Wilhelm Leber, 28.02.2011
"Leitgedanken" ist eine Mitteilungsschrift für Amtsträger der Neuapostolischen Kirche. Die Sondernummer 2/2011 beschäftigt sich neben anderen Artikeln mit dem Thema "Die Kirche Jesu Christi". Ein ausführlicher Artikel darüber wird auch in der Kirchenzeitschrift "Unsere Familie" sowie im Internet veröffentlicht werden.
28. Februar 2011